Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Notfallversorgung
Was ist eine ARGE PSNV?
Großschadensereignisse und Katastrophen, aber auch alltagsnahe Ereignisse können eine psychische Belastung sowohl für die Einsatzkräfte als auch für die Betroffenen (Überlebende, Angehörige, Vermissende, Hinterbliebene, Zeugen, ...) bedeuten. Diese Belastungen sollen durch Psychosoziale Notfallversorgung gemindert und so die Wahrscheinlichkeit einer Traumafolgestörung reduziert werden.
Wer ist Mitglied der ARGE?
- Ein Vertreter des Landratsamts aus dem Bereich Zivil- und Katastrophenschutz
- Bayerisches Rotes Kreuz (BRK)
- Malteser Hilfsdienst e.V. (MHD)
- Johanniter Unfallhilfe e.V. (JUH)
- Bergwacht Bayern (KID Berg)
- Feuerwehren im Landkreis
- Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Oberpfalz Nord
- Krisenseelsorge im Schulbereich (KiS)
- Notfallseelsorge der evang.-luth. und kath. Kirche
- Technisches Hilfswerk (THW)
- Landes- und Bundespolizei
Geschichte/ Entstehung der ARGE Tirschenreuth:
Die Betreuung von Betroffenen gewährleistet seit 2005 im Wesentlichen der Kriseninterventionsdienst des BRK und nahezu zeitgleich die Notfallseelsorge der kath. und ev.-luth. Kirchen im Landkreis Tirschenreuth. Einsatzkräfte des Malteser Hilfsdienstes und der Bergwacht kamen später hinzu.
Im Jahr 2022 wurde auf Basis eines innenministeriellen Schreibens (IMS) die ARGE PSNV im Landkreis TIR gegründet.
Aufgaben der ARGE
Die Arbeitsgemeinschaft hat insbesondere folgende Aufgaben:
- Organisation der Zusammenarbeit der im Bereich der PSNV tätigen Organisationen und der Regelversorgung
- Erfahrungsaustausch
- Fachdiskussion
- Beratung des Landratsamts Tirschenreuth auf dem Gebiet der PSNV
- Entwicklung von Leitgedanken für die PSNV im Landkreis (z.B. Suizidprävention, Qualitätsmanagement und –Sicherung, gemeinsame Ausbildung der Einsatzkräfte)
- Entwicklung von Initiativen im Bereich der PSNV
- Stellungnahme zu Themen der PSNV in der Öffentlichkeit
- Einbindung der PSNV in die örtliche Einsatzleitung (ÖEL) und die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) (z.B. Entsendung von Fachberatern)
Ausbildung
Alle Einsatzkräfte verfügen über mehrjährige Einsatzerfahrung in den jeweiligen Hilfsorganisationen, haben eine einheitliche, von der Konsensuskonferenz standardisierte Spezialausbildung abgeschlossen. Der einzige Unterschied sind die Rückenschilder: "PSNV Krisenintervention" bei Einsatzkräften, die die Ausbildung über eine Hilfsorganisation gemacht haben und "PSNV Notfallseelsorge" bei kirchlicher Ausbildung.
Infos zu den Leitern und Fachberatern PSNV
Die drei ernannten Leiter- und Fachberater PSNV haben über die herkömmliche PSNV-Ausbildung noch weitere fachliche Ausbildungen abgeschlossen.
Die Alarmierung der Einsatzkräfte erfolgt durch die Integrierte Leitstelle Nordoberpfalz (ILS 112). Die Einsatzkräfte sind auf der Straße ohne Sondersignale unterwegs, in der Regel gekennzeichnet durch entsprechende Dachaufsteller auf ihren Fahrzeugen (siehe Bild):

In Bayern tragen die Einsatzkräfte eine schwefelgelbe Weste mit blauen Schultern. (im restlichen Deutschland violett)
Leiter-PSNV tragen eine magentafarbene Weste. Sie sind dem Einsatzleiter Rettungsdienst zugeordnet und befinden sich im Einsatz normalerweise bei der Sanitäts-Einsatzleitung. Sie leiten und koordinieren die PSNV Kräfte bei Großschadenslagen und Katastrophen.
Fachberater-PSNV-B tragen grün , sie sind im Stab beratend tätig.
Die PSNV ist in zwei Bereiche aufgeteilt:
PSNV für Betroffene (PSNV-B)
Ihr Einsatzzeitraum ist die Akutphase. Bei dieser Betreuung ist es besonders wichtig, dass diese unmittelbar und noch am Einsatzort in Zusammenarbeit mit den anwesenden Rettungsorganisationen beginnt.
Die Einsatzkräfte der PSNV-B wenden sich an Betroffene z.B.
- im Zusammenhang mit einem plötzlichen Todesfall (erfolglose Reanimation, Suizid, etc.)
- bei einem Verkehrs- oder sonstigem Unfall
- bei und nach einem Brand
- bei einer Vermisstensuche
- bei der Überbringung einer Todesnachricht (in Abstimmung oder zusammen mit der Polizei)
- bei einem Großschadensereignis oder einer Katstrophe
PSNV für Einsatzkräfte (PSNV-E)
Die PSNV-E wendet sich an Einsatzkräfte der Rettungsorganisationen. Hier werden Maßnahmen gebündelt, welche die psychische Stabilität der Einsatzkräfte und die dauerhafte Sicherstellung des Rettungsdienstes als Ziel haben.
- Prävention
- Aus- und Fortbildung
- Vermitteln von Möglichkeiten zur Stressbearbeitung
- Einsatznachsorge
- Seelsorge
PSNV-E Einsatzkräfte verfügen über eine spezifische Ausbildung auf Basis der SbE-Bundesvereinigung (Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen e.V.)