Sicherheitsgespräch 2024 im Landratsamt Tirschenreuth: Beste Aufklärungsquote in Bayern
Landrat Roland Grillmeier nahm dies gleich zu Beginn in seine Begrüßung auf: „Dass in unserem Landkreis über drei Viertel aller Straftaten aufgeklärt werden, ist ein starkes Zeichen für das große Engagement unserer Polizeikräfte. Es zeigt aber auch, dass sich unsere Bürgerinnen und Bürger auf die Sicherheitsbehörden verlassen können – und selbst mithelfen, indem sie aufmerksam sind und Verdächtiges melden. Sicherheit ist immer ein Gemeinschaftswerk.“
Aufklärungsquote auf Spitzenniveau – Fallzahlen auf Höchststand seit zehn Jahren
Mit einer Aufklärungsquote von 78,4 % liegt der Landkreis Tirschenreuth nicht nur deutlich über dem bayerischen Schnitt (64,9 %), sondern erneut auf Platz 1 im Freistaat. Zum Vergleich: In der Oberpfalz liegt die Quote bei 70,6 %. Trotz dieses Erfolges zeigt die Statistik einen weiteren Anstieg der Gesamtstraftaten: Mit 2.958 Fällen wurde der höchste Wert seit über zehn Jahren erreicht – ein Anstieg um 4,8 % gegenüber dem Vorjahr. Polizeivizepräsident Robert Fuchs betonte dazu bei der Vorstellung der Zahlen: „Dass der Landkreis Tirschenreuth im bayernweiten Vergleich der Aufklärungsquote den ersten Platz belegt, ist Ausdruck der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Polizei, Behörden und Bevölkerung in der Region und zeigt, dass es sich hier gut und sicher leben lässt. Trotzdem gibt es auch einige Entwicklungen, die einer genaueren Betrachtung bedürfen.“
Herausforderungen in der Diebstahls- und Straßenkriminalität
Sorgen bereitet dabei z.B. der Anstieg bei Diebstahlsdelikten (+19,8 %) – insbesondere bei Ladendiebstählen, Wohnungseinbrüchen sowie Diebstählen aus Fahrzeugen und Werkstätten. Die Aufklärungsquote liegt bei 44,1 %, wobei gerade bei Ladendiebstählen sehr hohe Quoten (86,4 %) erzielt werden. Hier wies die Polizei nochmal ausdrücklich auf die Wichtigkeit hin, Autos, Garagen, Eingangstüren und Fenster zu verriegeln: „Zu viele Menschen nehmen das Thema auf die leichte Schulter, lassen Auto oder Haustüre durchgehend offen. Gerade danach suchen Gelegenheitsdiebe.“
Die Straßenkriminalität nahm um 10,7 % zu. Besonders auffällig ist die starke Zunahme von Sachbeschädigungen durch Graffiti (+146 %) sowie eine Verdopplung der Fälle sexueller Belästigung im öffentlichen Raum (von 4 auf 8 Fälle). Diese Delikte beeinflussen das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung besonders, da sie im öffentlichen Raum stattfinden. Um diesen Entwicklungen begegnen zu können, wird die Polizei hier durch eine engagierte Sicherheitswacht mit insgesamt 19 ehrenamtlichen Angehörigen in Tirschenreuth und Waldsassen unterstützt.
Gewaltkriminalität und Drogenkriminalität rückläufig
Positiv ist der Rückgang der Gewaltkriminalität um 18,8 %. Mit einer Aufklärungsquote von über 96 % konnten nahezu alle Fälle geklärt werden – ein Spitzenwert. Auch bei der Rauschgiftkriminalität wurde ein deutlicher Rückgang festgestellt (–19,5 %), was größtenteils auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen ist.
Sicherheitslage im Verkehr – weniger Unfälle, aber mehr Alkohol- und Drogenfahrten
Die Zahl der Verkehrsunfälle sank auf 2.148 Fälle (–5 %), auch die Zahl der Verletzten und Verkehrstoten ging erfreulicherweise zurück. Nur noch drei Menschen kamen 2024 bei Verkehrsunfällen ums Leben (2023: 5). Dagegen stiegen die Zahlen bei Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss.
Polizeirat Heiko Sedelmaier, Angehöriger des Sachgebiets Ordnungs- und Schutzaufgaben, betonte dazu: „Jeder Unfalltote ist einer zu viel. Die positive Entwicklung im Bereich der Geschwindigkeit zeigt, dass Kontrollmaßnahmen wie der Blitzermarathon Wirkung zeigen. Gleichzeitig müssen wir beim Thema Alkohol und Drogen weiter wachsam bleiben.“
Besonders kritisch: Mit Blick auf den Vergleichszeitraum vor der Cannabislegalisierung ist ein Anstieg der registrierten Fahrten unter Drogeneinfluss im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz festzustellen. Die Polizei beobachtet diese Entwicklung mit Sorge – insbesondere mit Blick auf mögliche Auswirkungen der Cannabisfreigabe auf das Fahrverhalten.
Sonderthema Veranstaltungen – enge Abstimmung notwendig
Ein weiteres Thema im Rahmen des Sicherheitsgesprächs war die Zuständigkeit bei der Bewertung von Gefährdungslagen im Zusammenhang mit öffentlichen Veranstaltungen. Die Verantwortung für sicherheitsrelevante Anordnungen – etwa das Anbringen von Fahrzeugsperren zum Schutz vor möglichen Überfahrtaten – liegt nicht bei der Polizei, sondern bei der jeweils zuständigen Sicherheitsbehörde. Auch der äußere Schutz planbarer Versammlungen fällt in deren Aufgabenbereich. Die Polizei steht dabei beratend zur Seite, insbesondere mit Blick auf aktuelle Erkenntnisse zur Gefährdungslage. „Nur durch eine enge und frühzeitige Abstimmung zwischen Veranstaltern, Sicherheitsbehörden und Polizei kann ein sinnvoller und verhältnismäßiger Schutz gewährleistet werden“, so die Verantwortlichen.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt bleibt Basis für Sicherheit
Trotz des Anstiegs bei bestimmten Deliktsfeldern bleibt die Sicherheitslage im Landkreis Tirschenreuth stabil und im bayernweiten Vergleich überdurchschnittlich gut. Die Kooperation zwischen Polizei, Verwaltung und Bevölkerung ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor, den auch die beim Gespräch anwesenden Personen nochmal deutlich hervorhoben.
Landrat Grillmeier appellierte am Ende der Veranstaltung an die Bürgerinnen und Bürger: „Sicherheit ist nicht nur Aufgabe der Polizei – sie lebt vom Mitmachen. Wenn alle genau hinschauen, helfen und Zivilcourage zeigen, dann ist unser Landkreis nicht nur statistisch sicher, sondern auch im Lebensgefühl. Das ist unser gemeinsamer Anspruch.“